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Buch-Tipp: Yoga verstehen


Yogalehrer und -lehrerinnen sollten ein Mindestmaß an anatomischem Verständnis mitbringen, das leuchtet ein. Yoga vor allem wenn wir damit anfangen erfordert eine gute und sachverständige Anleitung. Yogahaltungen sollten in einem Kontext von physiologie und Anatomie korrektangeleitet werden, nur so können sie sicher praktiziert werden und auch nur so können sie ihre Wirkung entfalten. So gibt es doch einige Bücher im Handel, die sich Yoga-Anatomie zum Thema machen. Die meisten Bücher dieser Sparte legen den Fokus auf das Muskal-Skelett-System, weil wir hier augenscheinlich den Anwendungspunkt im Yogaunterricht und der Yogapraxis erkennen. Hier macht auch dieses Buch, das unter dem Originaltitel "Science of Yoga" erschienen ist, keinen Bogen rum.


Science of Yoga

Ann Swanson, ist Master of Science in Yogatherapie und Tochter eines Nasa-Forschers. Das machte mich dann neugierig. Gerade dort, wo Wissenschaft und uralte Lehren und Praxis aufeinandertreffen findet man mich gerne. Mich reizt es dann schon sehr, wie sich lang erforschte Praktiken, die ihre Wirksamkeit über Jahrhunderte oder noch länger bewiesen haben in einem modernen wissenschaftlichen Kontext darstellen oder von diesem bewerten lassen. So hätte es mir der deutsche Titel vermutlich nicht so schmackhaft gemacht. Deshalb bin ich froh erstmal auf das englische Original gestoßen zu sein, um mir dann das deutsche Exemplar, was in 14 weiteren Sprachen erschienen ist, zu kaufen.


In Yoga-Anatomie eintauchen

Die Autorin geht das Thema Yoga-Anatomie dankenswerter Weise (im yogischen, wie im wissenschaftlichen Sinn) deutlich strukturierter an. Imersten Drittel des Buches finden sich die wichtigsten Körpersystem angfangen bei Knochen, Muskeln, Gelenken, Nerven, Verdauungssystem, Lymphsystem, Atmung, Harnsystem bis hin zum Fortpflanzungssystem. Das Buch versteht es sehr gut diesen Einstieg mit interessanten Bildern und kleinen Infotexten sehr interessant und kurzweilig zu gestalten. Außerdem bestätigt sie hier viele Yoga-Mythen als wissenschaftlich validiert. Wobei ich hier oftmals gerne Zitierte Studien kurz beschrieben bekommen hätte, denn so mancher positiver Yoga-Effekt verdient die erklärung wo die Probanten eigentlich herkommen oder gestartet sind.

Wie gesagt dieser Teil ist sehr kurzweilig, wer hier aber systematisch etwas nachschlagen möchte, wird nur selten fündig.



Anatomie der Yoga-Posen

Der Hauptteil des Buches setzt sich mit insgesamt 30 Asanas (Yogaposen) auseinander. Die Auswahl ist aus meiner Sicht sehr gelungen. Die meisten Asanas sind für regelmäßig praktizierende Personen erreichbar. Außerdem findet sich zu jeder Pose eine Variante mit niedrigerem Schwierigkeitsgrad mit Zeichnung und kurzer Erläuterung.



Ähnlich wie andere Yoga-Anatomie-Büchern finden sich hier große Grafiken der Posen in einer Muskelskelett-Ansicht, mit Beschriftungen der wichtigen Muskeln, Gelenke und Knochen. Was hier sehr gelungen ist sind die farbigen Unterscheidungen der Muskelgruppen die gedehnt, angespannt oder beides sind. Die Beschriftung der Körperteile ist manchmal in Latein und manchmal in deutsch, was ich als angenehm empfide, weil ich mich mit der altrömischen Sprache nicht sehr leicht tue. Hinzukommt, dass die Beschriftung sehr übersichtlich ist. Das macht Spaß beim Entdecken und immer wieder reinschauen. Der Lerneffekt war bei mir sehr hoch, weil es sich bei guter Übersicht auch gut lernen lässt. Außerdem ist jede Asana kategorisiert, kurz beschrieben und ihre Hauptwirkung benannt. Das macht es Neugierigen und auch alten Yogahasen einfach, zu verstehen, was die wichtigsten Aspekte der jeweiligen Pose ist.

Ann Swanson lässt auch hier und dort mal Anatomie-Themen wie Faszien, Muskelfasern thematisch einfließen. Prägnante Bilder und kurze, einfach verständliche Texte sind interessant und kurzweilig.


Die Yoga FAQs

Im letzten Teil des Buches beantwortet Ann Swanson Fragen die ihre Schüler*Innen sie über die Jahre häufig gestellt haben. So begegnen wir hier Fragen, wie uns Yoga in speziellen Lebenssituationen unterstützen kann, wie sich Yoga auf das Gehirn auswirkt, Meditation und vieles weitere. Auch Spiritualität und Wissenschaft sind hier thematisiert. Insgesamt finden wir hier eine gute Themenauswahl, die Praktizierende und auch angehende Yogalehrer interessieren können. Hier geht es also mehr um kurze Artikel, die Appetit auf Vertiefung machen können, als darum fundiertes Wissen zu vermittlen.


Mein Fazit

Mit "Yoga verstehen" ist der Autorin ein für mich sehr interessantes und auch lehrreiches Buch gelungen. Durch die visuell hervorragende Aufbereitung wird einem das Lernen der Anatomiegrundlagen sehr leicht gemacht. Wir bekommen so einfach vermittelt, dass wir die Körpersysteme nicht getrennt beobachten können und wir im Yoga auf alle einfluss nehmen.

Was "Science of Yoga" angeht kratzen wir hier nur an der Oberfläche. Leute die hier Yoga im Wissenschaftlichen Kontext erfahren möchten, wird das Buch insgesamt nicht tief genug gehen.

Insgesamt ein sehr schönes Buch, was zum immer wieder durchblättern und neues entdecken einlädt. Ich kann es vor allem Yogis empfehlen, die die Wirkung von Yoga auf unseren Körper erkunden möchten oder angehenden Yogalehrern, die einen Einstieg in das Thema Anatomie suchen.

Wem das Buch gefällt, dem seien auch Kurse und Workshops von Ann Swanson ans Herz gelegt.

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